1. Das gesamte Predigtgeschehen (mit Vorbereiten, Vollziehen, Vollenden) geschieht in einem Feld mit fünf Ecken:
■ Prediger*in
■ Hörer*in / Hörer*innen
■ Text / Topos / Traditionen
■ Gottesdienst als Rahmen
■ Heiliger Geist
2. Zu den einzelnen »Ecken«
Aspekte zu »Prediger*in«
• Aufträge (innerlich, äußerlich; formal und informell)
• Milieu der Herkunft und des eigenen Lebens
• Interessen und Kenntnisse, aber auch Desinteressen
• Gegenwart im subjektiven Erleben, im Mikro- bis zum Makrokosmos
Aspekte zu »Hörer*in«
• Vorwissen zum biblischen Text, zum Gottesdienst, …
• Milieu der Herkünfte und der eigenen Leben
• Erwartungen an Gottesdienst und Predigt, allgemein und konkret
• Gegenwart im subjektiven Erleben, im Mikro- bis zum Makrokosmos
Aspekte zu »Text | Topoi | Traditionen«
• Entstehung und Weitergabe der vorliegenden Texte
• Durchdenkung in systematisch-theologischer Weise
• Weitergabe mit Wirkungsgeschichten
Aspekte zu »Gottesdienst als Rahmen«
• Liturgie und ihre Elemente
• Raum etc.
• Weltgeschehen
Zu »Heiliger Geist«
• Offenheit und Freiheit in Vorbereitung und Vollzug, um dem Heiligen Geist Zugang und Raum zu geben
3. Bei der Frage nach dem Hörer/der Hörerin greift das Modell »Plausibel Predigen« auf eine Erfahrung zurück: Predigten bei Kasualien lösen häufig starke Wirkungen aus. Und zwar nicht nur bei den direkt Angesprochenen (der Tauffamilie, dem Brautpaar, den Angehörigen), sondern auch bei anderen Personen.
Die Thesen zu dieser starken Wirkung lauten:
■ Kasualpredigten haben aus der Perspektive der predigenden Person sehr genau beschreibbare Adressat*innen, manchmal eine einzelne Person, manchmal eine kleine Gruppe. Auf diese Person(en) hin erfolgt die Erstellung des Manuskriptes (»vorbereiten«) und die Predigt (»vollziehen«).
■ Damit werden diese Predigten (im gelingenden Fall) »genau«, also präzise, anschaulich, emotional, anschlussfähig, …
■ Diese »Genauigkeit« wirkt dann mittelbar auch auf jene, die ursprünglich nicht im Blick der vorbereitenden Person gewesen sind.
Aus diesem Gedankengang heraus wird es im Folgenden nicht mehr darum gehen, in einer Predigt allen alles zu bieten. Statt dessen erfolgt eine bewusste und kalkulierte Reduktion: Eine einzelne Person wird zur Adressat*in dieser Predigt, zum Gegenüber für die predigende Person in diesem Gottesdienst. Bei nächster Gelegenheit wird es dann eine andere Person werden …
Die Hoffnung, die mit diesem Ansatz verbunden ist, lautet: Die so erarbeitete »Genauigkeit« im Manuskript wirkt anziehend auch auf andere Hörende.